Das progressive Spiegelbild

Das progressive Spiegelbild von Dr. Mauricio Peccica (Italien) ist bis heute für mich eine der eindrücklichsten Erfahrungen, und selbst konnte ich es immer wieder in verschiedensten Kontexten zum Einsatz bringen. (Hinweis in meinem Artikel “Wenn wir durch Worte in Verbindung kommen” im Imagospiegel der auch als Download zur Verfügung steht)
Die Idee dahinter: Auf körperlich, bildnerischer Ebene wird das innewohnende Potenzial eines Bildinhaltes positiv- progressiv herausgearbeitet. Es kann für Einzel- Paar- und Gruppenbegleitungen angewendet werden. Bei einem Paar kann das z.B. so aussehen:
Das Paar sitzt bequem entweder auf Hocker, oder auf einer Unterlage am Boden Rücken an Rücken, und jede/r hat eine Unterlage mit einem Zeichenpapier darauf. Zum Malen werden eine große Farbpalette von Ölkreiden (wegen ihrer vielfältigen Anwendbarkeit, und sie zwischen zeichnen und malen stehen) zur Verfügung gestellt.

Ich (oder bei Gruppen der/die begleitende Musiktherapeut/in) bespiele/n den Raum mit einem tragenden, und rhythmisch einen Bogen erstellenden Musikteppich, ca. 10-15min. Nach einer kleinen Pause werden die Blätter getauscht, und über das Original ein Transparentpapier gelegt. Jetzt nimmt der/die Partner/in erst mal nur visuell, und dann indem sie/er mit den Fingern darüberstreicht mit dem Bild der/des Partner/in Kontakt auf. Sodann malt sie/er auf das darüber liegende Blatt alles was sie/er vom Original aufnehmen will nochmal nach, und kann durch z.B. Farbveränderung, etwas hinzufügen, oder etwas weglassen, das Bild in positiver Absicht weiterentwickeln. Auch dies passiert mit Musikbegleitung.

Nach einer weiteren kleinen Pause werden nochmals die Blätter getauscht, und nun erhält Jede/r ihr/sein erstes Bild, mit der auf Transparentpapier gezeichneten Antwort von der/vom Partner/in. Sodann wird wiederum ein Transparentpapier darübergelegt, und nun nimmt Jede/r das aus der Antwort in den das eigene Bild auf, was sie/er unterstützend erlebt, lässt weg, was er7sie nicht aufnehmen möchte, und greift die Inspiration für eine mögliche Weiterführung der Bildtransformation auf.

Anschließend wird der Bildprozess mithilfe eines eigens dafür geschaffenen Imagodialog reflektiert.
Das Besondere daran ist, dass erst mal über die unbewusste Körperebene (das Paar spürt sich über den Rücken, und nimmt auch die Rythmik der/des Partner/in auf), sodann über einen aus dem größtenteils Unbewussten kommenden Malprozess sich etwas zeigen kann, dass vielleicht noch keiner Sprache zugänglich ist, aber durch Intuition und einfühlsames herangegen (sollte gut angeleitet und vorbereitet sein!) eine wertvolle Quelle der Wahrnehmung geöffnet werden kann. Was davon dann angesprochen werden und gesehen werden kann, bestimmt die/der Urheber/in der Bilder, und das sorgsame Begleiten der Kunsttherapeutin (sollte selbst schon mehrere und längere Eigenerfahrungen mit dieser Methode gemacht haben!)

So kann auf einer sehr tiefen Ebene Kontakt zu Ressourcen hergestellt werden, und für den Paarprozess nutzbar gemacht werden.

Über den Reflektionsdialog können dann auch noch die nächsten wichtigen Dehnungsschritte für den Alltag der beiden Partner herausgearbeitet werden.

Für Partner die den Körperkontakt gerade nicht zulassen wollen, kann diese Arbeit auch ohne diesen stattfinden. Dann ist die musikalische Ebene die gemeinsam tragende, und auch sehr wirkungsvoll. In Einzelbegleitung bleibe ich gegenüber sitzen und erst mal ohne Musik. Später kann dann gemeinsam Musik für diesen Prozess erstellt werden.